überarbeitet:

22.10.2009

Funkstelle mittlerer Leistung R 140

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Hallo und herzlich willkommen im Reich der kurzen Wellen.

Station

A.10. Aufgaben der FUST

Die Funkstelle R 140 (FUST) dient zur Aufnahme von KW-Funkverbindungen in Armeenetzen. Sie ist automatisiert und ermöglicht die Übertragung von max. 2 Telefonie- (Tlf-) oder Telegrafie- (Tlg-)Kanälen, wobei Tlf nur im Einseitenbandbetrieb ESB durchgeführt wird. In der Betriebsart Tlg sind Handtastung Ht oder Fernschreiben Fs oder beides zugleich möglich. Beim Sender S und Empfänger E können je 10 Festfrequenzen und die entsprechenden Antennen eingespeichert werden. Zusätzlich kann am Sender für jede Festfrequenz eine Tlf- und eine Tlg-Betriebsart eingespeichert werden. Den Bedingungen des militärischen Einsatzes entsprechend, läßt sich in kürzester Zeit Frequenzwechsel durchführen. Dabe stimmt sich der Sender in ca. 30 s, der Empfänger in ca. 15 s automatisch auf die gewählte Festfrequenz fF und Antenne ab. Der Sender läuft außerdem auf die programmierte Betriebsart ein. Die automatische Bedienung der FUST erfolgt vom Bedienpult BP aus. In Havariefällen können einzelne Geräte bzw. die gesamte FUST von Hand bedient werden.

( Ausbildungsanleitung zur Funkstelle R 140, Teil 2, Bedienungsanleitung )






Soweit die vom Ministerium für nationale Verteidigung der DDR unter VVS-Nr. B 169196 herausgegebene Beschreibung dieses beeindruckenden Erzeugnisses des sowjetischen militärisch-industriellen Komplexes. 

Nun stellt sich jedem bundesdeutschen Normalbürger die Frage warum man sich ein derart großes, schweres, lautes und im schlimmsten Falle 5 kW Strom fressendes Ungeheuer in die Bude stellt. Es gibt doch heute soooo kleine und leistungsfähige Hähndies? Damit kann ich doch auch von Überall jeden Punkt der Erde erreichen?

Radio Eriwan würde jetzt antworten: im Prinzip ja; aber...

Wer diese Frage stellt sollte zunächst einmal weiter lesen. 

Fast alles was uns heute alltäglich begegnet, wie z.B. Funktelefone oder das Internet,  funktioniert nur, weil im Hintergrund ein gewaltiges Netzwerk aus Technik, Logistik und sonstigen technischen (und auch in diesem Lande politischen [!]) Abhängigkeiten agiert. Die Technik von der ich hier spreche ist dafür gemacht dort zu funktionieren wo solche Voraussetzungen schlichtweg nicht existieren. Es funktioniert ohne Computer und deshalb unter allen Umständen. Genau darin liegt deren Faszination. 

Lampe




Also bitte nicht vorschnell urteilen. Ich möchten versuchen, Ihnen auf den folgenden Seiten ein Stück meiner Begeisterung zu vermitteln. Sollten Sie dann immer noch der Meinung sein das Ding gehöre verschrottet sind Sie, verehrte LeserIn, sicherlich Hausfrau; oder?
T´schuldigung, das war vieleicht ein wenig überspitzt, männliche QRP-Funker werden von der Station möglicherweise auch nicht begeistert sein... Auf jeden Fall haben Sie dann die Bedeutung des obigen "aber" nicht verstanden.

  

Wobei wir beim Thema Amateurfunk angekommen wären. Schon bei den amateurfunküblichen Begriffen sind Kollisionen vorprogramiert wenn man sich an eine R140 erst einmal gewöhnt hat. Nehmen wir z.B. die Nenn-Ausgangsleistung; sie beträgt 1000 Watt. Und zwar Watt (Leistung im Sinne der SI-Einheit), nicht PEP oder EIRP oder sonstige mathematische Konstruktionen. Das hat zur Folge das, wenn man sich z.B. im einschlägigen Zubehörhandel mit einem Ringkern-Balun-Übertrager für 1000 (Amateur-) Watt versorgt, dieser bei Nennleistung nach wenigen Minuten brennend vom Himmel stürzt. So geschehen bei einem mir persönlich bekannten Funkamateur.

Den deutschen Funkamateuren sind nun ja nur 750 Watt (PEP...) gestattet und, ehrlich gesagt, das langt auch. So moderat eingepegelt ist der Leistungsverstärker bei weitem nicht ausgelastet und die Haltbarkeit der Endröhre erhöht sich gewaltig. Außerdem ist die (ohnehin exzellente) Oberwellenunterdrückung dann nochmals verbessert und die Gefahr Störungen zu verursachen ist noch geringer als bei den meisten CB-Funkgeräten (die haben nur 4 Watt!). Wirklich!

Sicherlich handelt es sich bei der R140 um einen Teil Geschichte der militärischen Kommunikation. Immerhin datiert die Konstruktion auf das Jahr 1964. Damit dies ein lebendiger Teil bleibt haben sich einige Funkamateure den Erhalt solcher Technik auf die Fahnen geschrieben. Obwohl das Gerät eine recht komplexe Anlage darstellt besteht sie doch aus relativ einfachen Baugruppen. Eine Reparatur ist eigentlich immer möglich. Hin- und wieder benötigt man dazu auch Hammer und Ölkanne, was mir als gelerntem Mechaniker natürlich entgegenkommt. Die Elektronik ist komplett analog, äußerst robust, ohne Lupe zu löten und zuverlässig. Nicht zu vergleichen mit der heutigen ex- und hopp Jubelelektronik. Haben Sie schon mal versucht einen (nur!) 3 Jahre alten CD-Spieler (Computer, Fernseher, Funktelefon, etc.pp.) reparieren zu lassen?

Diese Homepage erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, soll aber den Interessierten Einblicke in diesen komplexen und faszinierenden Gerätesatz geben. Die Gestaltung dieser Seite wird sich in der nächsten Zeit vieleicht noch verändern.

Schauen Sie doch später noch einmal herein!

Steuerstufe

Hier noch ein Hinweis für die Puristen und/oder Pedanten:

Das auf dem Bild ist natürlich keine komplette und in dem Sinne originale Station. Das EG ist ein Anderes und auch sonst sind einige Baugruppen der Nutzbarkeit wegen ergänzt, getauscht oder weggelassen worden. Der Sender befindet sich jedoch tatsächlich im Originalzustand, weshalb ich auf der Bezeichnung „R 140“ bestehe...

Denjenigen unter Ihnen die solch eine Station und auch weitere, spezielle Technik, einmal komplett und in Funktion sehen wollen empfehle ich den Besuch unseres Museums.

Alternativ dazu gibt es die Station hier in Aktion zu bewundern: YouTube